Etwas später erblüht für Blumen
Etwas später erblüht für Blumen
Mit 50 Jahren noch Floristin geworden: Lernfreudige Blumenfans wie Silvana Malito helfen der Migros Zürich aus dem Fachkräftemangel.

Silvana Malito in der Blumenabteilung der Migros Thalwil.
Silvana Malito ist eine gefragte Frau. Ist sie gerade nicht in der Blumenabteilung, werden einige Kundinnen der Migros Thalwil ungeduldig. So auch während des Interviews mit dem Migros-Magazin: Eine Stammkundin hat Geburtstag und verlangt explizit nach Malito. Sie weiss, wie liebevoll diese die Blumen zu Sträussen und Gestecken zusammenstellt. Also eilt Malito zurück an die Blumentheke und macht sich an die Arbeit.
Rosafarbene Rosen, Ranunkeln und weisse Nelken verarbeitet sie geübt zusammen mit Bindegrün zu zwei grossen Sträussen für die Kundin. Dabei hat Malito erst vor Kurzem ihre Floristikausbildung abgeschlossen. Sie war eine von 15 Quereinsteigerinnen im Lehrgang Floristik an der Klubschule Migros. Viele von ihnen sind wie Malito über Umwege in die Migros-Blumenabteilung gekommen und haben die Chance gepackt, sich intern weiterzubilden. «Einige von uns hatten noch nie einen Blumenstrauss gebunden», erzählt Malito. «Für sie war es ein grosser Schritt.»

«Blumen sind gut für die Seele und machen den Menschen Freude», sagt Malito.
Spannend, aber zeitintensiv
Silvana Malito selbst arbeitete bereits am Kundendienst und übernahm immer mehr Blumenaufgaben. Offene Stellen in der Blumenabteilung zu besetzen, ist schwierig. Denn die Floristikbranche leidet unter grossem Fachkräftemangel. Als der Filialleiter von Thalwil Silvana Malito die neu geschaffene Weiterbildung vorschlug, zögerte sie nicht lange. «Blumen tun der Seele gut und machen den Menschen Freude», sagt Malito. «Zudem bin ich immer offen, etwas dazuzulernen.»
Also besuchte sie einmal die Woche die Klubschule Migros in Zürich Altstetten. Ein Jahr lang büffelte sie Blumennamen, übte, Gestecke zusammenzustellen, und prägte sich die Pflege von Topfpflanzen ein. Sie lernte, wie man einen Strauss spiralförmig bindet und wie man Ranunkeln pflegt. «Das war spannend, aber auch zeitintensiv», sagt Malito. Ihre letzte Ausbildung ist lange her: Ursprünglich machte sie eine Lehre als Schmuck- und Uhrenverkäuferin. Bereits als Kind war sie fasziniert von
Blumen.
Sie habe den älteren Frauen in der Nachbarschaft immer welche vorbeigebracht, erinnert sie sich. Doch sie musste fast 50 Jahre alt werden, bis sie dem Ruf folgte. «Ich bin froh, dass ich die Weiterbildung gewagt habe», sagt Malito. «Ich bekomme jeden Tag die Freiheit, neue Sachen auszuprobieren und mich kreativ auszutoben.»

Blumengesteck mal anders: Die Blumenwiesen von Silvana Malito sind der Verkaufsrenner.
Blumenwünsche erfüllen
Malito macht jetzt selbstbewusst fast alle Blumenwünsche in der Migros Thalwil möglich. Und sie weckt die Nachfrage nach mehr. «Meine Blumenwiesen-Gestecke kommen sehr gut an. Ich stelle diese und auch Grab- oder Hochzeitsgestecke aus, um zu zeigen, dass wir so etwas anbieten.» Sie stellt ihre Werke auch auf das soziale Netzwerk Tiktok: Bis zu 1000 Personen sehen jeweils die Videos von Silvana Malito. «Mein Sohn hat mir das Konto eingerichtet, kurz bevor ich die Ausbildung gestartet habe», erzählt sie und grinst.
Genauso wie die Kreativität mag sie den Austausch mit der Kundschaft: «Für mich gibt es kaum etwas Schöneres, als wenn ich die Rückmeldung bekomme, dass der Tipp für die Hortensien funktioniert hat oder die Tochter durch das Blumengesteck aufgeheitert wurde.»