Der «wahrscheinlich kleinste regionale Lieferant»
Mit einer schwungvollen Bewegung schneidet Hermann Schmid eine Sonnenblume ab und wirft sie sich über die Schulter. Er und seine Frau Maria, sein Sohn und zwei Erntehelfer stehen auf dem Sonnenblumenfeld an einem Hang in Boppelsen im Zürcher Unterland. Die Aussicht über Otelfingen, Dällikon und Dänikon lassen sie links liegen und suchen konzentriert Blumen aus: solche, die sich schon leicht öffnen, aber noch nicht in voller Blüte stehen. «Wir wollen, dass sie bei den Leuten zu Hausemindestens fünf Tage lang schön bleiben», sagt Schmid.
Die Schmids liefern den ganzen Sommer über Sonnenblumen an die rund 50 Blumenabteilungen der Migros Zürich. Anbau, Ernte, Verpacken und Lieferung sind hauptsächlich Familiensache. «Wir sind wahrscheinlich der kleinste regionale Lieferant der Migros Zürich», sagt Schmid und lacht.
Jeden Tag um exakt 16.18 Uhr kommt per E-Mail die Bestellung mit der Anzahl Sonnenblumen, die bis 11 Uhr am nächsten Morgen geliefert werden müssen. Mit einem kleinen Lieferwagen tuckert entweder Schmid selbst oder sein Sohn an die Rampe in der Migros-Logistikzentrale in Zürich.
Nasser Saisonstart
Ein Vierteljahrhundert ist es her, seit sich Hermann Schmid auf einen Aufruf der Migros Zürich meldete und seinen Bauernhof in eine Sonnenblumenzentrale verwandelte. Mittlerweile weiss er genau, was diese Blumen brauchen: «Sonnenblumen sind tatsächlich Sonnenanbeterinnen und mögen heisses Wetter lieber als kaltes.» Der regnerische und kühle Frühling machte dem Bauern das Ansäen schwer. Trotzdem blickt er jetzt zufrieden übers Feld. «Die Qualität ist wirklich gut, wir haben auch keine Wasserflecken auf den Blättern.»
Als Hauptlieferant spürt Schmid die Verantwortung, stets schöne Sonnenblumen in der richtigen Menge ernten zu können. Also kompensiert er mit einem cleveren Anbau, dass er auf das Wetter keinen Einfluss nehmen kann. Er sät die Sonnenblumen ab Ende Februar auf drei bis vier unterschiedlichen Feldern, und dies in regelmässigen Abständen. So sind von Anfang Juni bis Ende Oktober immer genügend Blumen erntereif. Denn Schmid weiss: «Wenn die Leute Sonnenblumen wollen, wollen sie nur das. Die Blume ist so einzigartig, dass es im Laden schwierig ist, eine Alternative anzubieten.»
Bevor die Blumen am Vormittag Schmids Scheune in Richtung Migros verlassen, müssen sie die hauseigene strenge Qualitätskontrolle passieren. Maria Schmid, Hermanns Frau, schaut beim Binden noch mal genau darauf, ob die Stiele nicht zu dick oder die Blüten nicht zu sehr geöffnet sind. «Wir wollen alles perfekt machen, damit die Kundinnen und Kunden zufrieden sind.»