Viel spannender als Emmentaler
Die Käserei Wildberg produziert unterschiedlichste Käse aus frischer Milch. Neuestes Beispiel: der Wildbachkäse.
Morgens um 7 Uhr stehen Einwohnerinnen und Einwohner der 1000-Seelen-Gemeinde Wildberg gerade auf. In der Käserei Wildberg hingegen herrscht bereits Hochbetrieb. Zwei Käser packen noch weichen Wildbach-Pfefferkäse routiniert in runde Formen. Ein anderer schneidet Schnürchen vom Mozzarella, der gerade den Räucherofen verlassen hat. Und im grossen Kupferkessel läuft die frische Milch für das Pfeffer-Raclette ein.
Grund für die Vielfalt: Käsermeister und Mitinhaber Roland Rüegg ist ein Kreativkopf und hat Freude am Ausprobieren. «Aus Milch können 1000 Produkte hergestellt werden, das fasziniert mich», sagt er. Sein Vater war bereits Käser, riet ihm aber davon ab, in seine Fussstapfen zu treten. «Früher mussten Käsereien einfach Emmentaler herstellen, da waren die Abläufe tagein, tagaus gleich», sagt er. Durch die Macht der Käseunion seien Schweizer Käsern die Hände gebunden gewesen. Deren Auflösung 1999 machte den Weg für neue Kreationen frei.
Eigentümer sind 20 Milchbauern
Der Berufswunsch Käser hatte Rüegg nie losgelassen. Dank einer Zweitlehre wurde aus dem Elektriker doch noch ein Käser. Er und sein Team arbeiten heute in einer hochmodernen Käserei. Diese gehört 20 Milchbauern der Region. Käsen sei ein Miteinander und ein Kreislauf, sagt Rüegg: «Die Kuh frisst Gras, aus ihrer Milch machen wir Käse und geben die Molke den Säuen. Deren Gülle wiederum düngt die Wiese für die Kühe.»
Aber neben der Natur ist ihm auch der Mensch wichtig: Die Käserei bildet aktuell vier Lernende aus. Diesen überträgt er früh Verantwortung und fördert sie, wo er kann. «Käsen ist streng und macht nicht reich. Aber ein Käser findet auf der ganzen Welt immer einen Job», erklärt Rüegg und lächelt verschmitzt.
Wildbach-Geheimnisse weitergeben
Doch so schnell werden seine Mitarbeiter nicht in einem ausländischen Betrieb arbeiten. Denn langweilig wird ihnen bei der Käsevielfalt der Käserei Wildberg nicht. Im Käsekeller zeigt Rüegg eine der neuesten Sorten: den Wildbachkäse. «Ein geschmeidiger Hartkäse mit breitem Aroma dank des Kräutermantels», beschreibt ihn Rüegg. Dessen Geschichte ist speziell. Es ist nämlich ausnahmsweise keine Neuerfindung aus Wildberg und jegliche Ähnlichkeit im Namen zufällig. Rüegg hat ihn mit einigen anderen Sorten von der Käserei Herschmettlen übernommen, die 2023 geschlossen wurde.
«Als ich davon hörte, nahm ich sofort mit dem Käser Kontakt auf», erzählt Rüegg. Dieser führte die Käserei Wildberg in alle Produktionsgeheimnisse dieser Käsesorten ein. Ein Gewinn: So bleiben Sorten wie der Wildbachkäse, den es seit 1997 gibt, den Konsumenten erhalten. Und die Arbeit in der Käserei Wildberg bleibt spannend. «Das Wichtigste ist, dass man den Beruf gern ausübt», sagt Roland Rüegg und strahlt.
Text: Anja Metzger, Bilder: Fabian Weidmann